Ungewöhnliches Fundstück! – Neues aus dem Archiv des Literaturhauses
Am 4. August 2024 jährt sich der Geburtstag des politischen Dichters Erich Weinert bereits zum 134. Mal. Anlässlich eines nicht allzu alltäglichen Fundstückes auf einem Dachboden, möchten wir diesmal auf einen Zeitgenossen Erich Weinerts aufmerksam machen, der – wenn auch kein unmittelbarer Weggefährte des Dichters – doch ein Kamerad im Geiste gewesen ist:
„[…] bei der Beräumung eines Dachbodens ist mir eine Totenmaske von Erich Weinert in die Hände gefallen“ – mit diesen Worten meldete sich Ende Mai jemand per Mail bei uns im Literaturhaus. Denn dieses Relikt sollte nicht der Vernichtung preisgegeben werden. Eine scheinbar skurrile Anfrage, sind Totenmasken doch vergleichsweise selten auf Dachböden zu finden.
Keineswegs so abwegig war dieser Fund jedoch für Maxi Groche.Im Gegenteil – diese Totenmaske war nur eine neben anderen Porträt- und Erinnerungsmasken, die sie noch im Besitz hatte. Denn sehr wahrscheinlich bekam ihr Vater, nämlich der Bildhauer und Medailleur Fritz Schulz (1909-1993), die Maske von einem Auftraggeber als Vorlage.
Fritz Schulz ist Erich Weinert politisch sehr nah gewesen. Schon früh knüpfte er Beziehungen zur KPD und zum Rotkämpferbund. Studiert hat er an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Berlin und gehörte der kommunistischen ‚Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler‘ an. Aufgrund seiner antifaschistischen Bestrebungen wurde er 1936 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, stand anschließend unter Polizeiaufsicht und musste in der Strafdivision 999 am Zweiten Weltkrieg teilnehmen. Nach Kriegsende war Fritz Schulz u.a. freischaffender Bildhauer und Werklehrer am Pädagogischen Institut der Humboldt-Universität Berlin. Er schuf als Plastiker viele Arbeiten im öffentlichen Raum sowie Kleinplastiken und Keramiken. Besonders bekannt wurde er jedoch als Medailleur. Als solcher hatte er viele Aufträge zur Anfertigung von Porträts bekannter Persönlichkeiten. Das Portrait für die Amtskette der Pädagogischen Hochschule Magdeburg „Erich Weinert“ von 1972 ist zum Beispiel eine Arbeit von ihm. Es ist anzunehmen, dass die Totenmaske in diesem Zusammenhang zu Fritz Schulz gelangte, der Weinert politisch und menschlich stets zugetan blieb.
Mittlerweile hat die Totenmaske aus dem Besitz der Familie Schulz / Groche ihren Weg in das Museum für Sepukralkultur, Kassel gefunden. Wer jedoch interessiert ist, kann sich die Totenmaske Erich Weinerts aus dem Archiv der Gedenkstätte auch im Literaturhaus Magdeburg anschauen.