Spät fällt ein Vogellied vom Dach…Ingrid Hahnfeld zum 85. Geburtstag

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Zunächst als Schauspielerin aktiv verlagerte sich das künstlerische Interesse von Ingrid Hahnfeld in den 70er Jahren in den Bereich der Schriftstellerei. Zu ihrem Werk zählen vor allem zahlreiche Erzählungen, (Krimi-)Prosa (u.a. in der Blaulicht-Reihe; DIE), aber auch Hörspiele (z.B. der Aberheiner). Ihre Erzählungen sind geprägt von einer ungeschliffenen Betrachtung der Welt, einer zuweilen bitteren Intensität und psychologischem Gespür. Dass sie darüber hinaus häufig autobiografische Züge tragen, daraus hat Ingrid Hahnfeld bei Lesungen und Buchpräsentationen kein Geheimnis gemacht (z.B. Dämmergärten).

Starke Frauen stehen im Mittelpunkt ihrer Werke (z.B. Die Windfängerin, Brot für Schwäne). Ingrid Hahnfeld schreibt nicht zimperlich, sie lässt die Protagonistinnen persönliche Abgründe und Verstörendes erleben und durchleben – von dem „Tagebuch einer Depression“ (Höllenfahrt) oder dem Wunsch zu sterben (z.B. Spielverderber). Themen wie Alter, Einsamkeit, seelische Verletzungen oder Tod sind bereits früh bestimmende Sujets ihrer Erzählungen (z.B. Katzentage, Niemandskinder, Das tote Nest). Sie verlangt den Lesenden viel ab, spricht bewusst den „urteilsfähigen“ Leserkreis an.

Ingrid Hahnfeld lebt in Magdeburg und erfährt das Schicksal aufgrund einer nahezu vollständigen Erblindung nicht mehr schreiben zu können. Aufsehen solle man nicht mehr um sie machen, das verstünde sie nicht mehr – gratulieren wollen wir trotzdem.

Ich denke an mein eigenes Gesicht | Wie an eine Erinnerung, wie an ein Tor. | Das schloß sich. Und ich bleibe fremd davor.

(Titelzeile aus „Adresse“ sowie Vers aus: Als sängen Vögel unter Glas. Sonette und Gedichte)


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