Martin Beradt (1881-1949)
Heute vor 140 Jahren wurde Martin Beradt, Sohn eines jüdischen Lederhändlers, in Magdeburg in der Wilhelmstraße geboren (westl. Teil der heutigen Ernst-Reuter-Allee) – Zeit, an den zu Unrecht vergessenen Rechtsanwalt und Schriftsteller zu gedenken.
Martin Beradt verbrachte seine Kindheit in der Elbestadt und besuchte von 1888 bis zur Übersiedlung der Familie nach Berlin 1892 das Domgymnasium. Später studierte Beradt an den juristischen Fakultäten in Berlin, München und Heidelberg. Während er zu Beginn seiner Studienzeit noch in der Lederhandlung seines Vaters mit aushalf, begann Beradt seit 1905 mit der Veröffentlichung erster Texte. 1909, als Beradt seine eigene Kanzlei in Berlin eröffnete, hatte er bereits einen Roman (Go, 1908) und einen Essay (Der Richter, 1909) herausgegeben.
Beradt war bereits ein etablierter Anwalt und Schriftsteller, als er im November 1915 als Armierungssoldat an die französische Westfront eingezogen wurde. Aufgrund der drastischen Verschlechterung seines Augenleidens bemühte sich Beradt im Dezember um eine Versetzung zurück nach Berlin. Nachdem er insgesamt vier Monate an der Westfront war, tat er seinen weiteren Dienst in der Materialverwaltung der Stadt.
In Erdarbeiter. Aufzeichnungen eines Schanzsoldaten (1919) setzt er sich mit seinen persönlichen Kriegserlebnissen auseinander. Das Werk ist geprägt durch einen nüchternen und dokumentierenden Erzählstil, der die Verklärung von Kameradschaft und Heldentum an der Front meidet. Obwohl das Buch schlechte Kritiken bekam und sich nur mäßig verkaufte, erschien im Jahre 1929 eine größere Auflage unter dem Titel Schipper an der Front.
„Wenigstens hatte man am zweiten Tage das Gefühl, man werde zu Hause nicht vermißt und sei gleichsam schon gestorben. Dieses Gefühl war gut: nur dadurch, daß wir alles hingaben, was wir besessen hatten, konnten wir an das Unerhörte uns gewöhnen.“ [Auszug: Schipper an der Front]