Birgit Herkula (15. Februar 1960 - 7. Februar 2020)

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Treffen

In verschwiegenen Stunden springen wir, Seile hängen. Auf Böden sonnen sich Spinnennetze. Mäuse blinzeln. Wir sind nicht über den Speck gestolpert. Das Seil kreist: in Luft geschnittene Kugeln. Über die Kugelhaut wälze ich mich, sorglos wie nie, in den warmen, nach Pferdemist riechenden Sand. Sonne wartet. Der Motorradfahrer fliegt, knallt auf Stein. Sirenen. Begieriges Schweigen. Die Stenotypistin spuckt heimlich in den blendend weißen Übertopf. Blut trocknet zu Haut. Du rufst nach mir. Ich schneide den Draht des Telefons durch. Modeschmuck. Seil. Dann kaufe ich die Sahnetorten der Bäckerei auf; der Meister flucht. Auf dem Boden kratzt er Gelee zusammen, mit einem großen schönen Messer. Iß, sage ich zu dir, während du durch das Rot der Torten guckst.

08. März 1988

Ausblick

Alle, inmitten freundlichen Wetters, unter Laubkronen vereint,

einem lauernden Fotografen entgegenlächelnd, sorglos.

Ein Bauernhof, Kartoffeln, Brot, Schnaps.

Das ferne Nachbardorf, der ungezügelte Tanz unter Frem-

den, die Suche nachts in den Morgen zum starken Kaffee.

Das Federballspiel zwischen Vogelgezwitscher, quiekenden

Schweinen, Boxen, daraus Genesis-Musik gleitend.

Das Herumlaufen der Kühe und Gänse auf den Wiesen.

Die Abfahrt des einzigen Autos, darin die ersten von allen.

Die anderen reden vom Kommenden. Wenig und weniger.

Dann, sie, verkrochen im Haus, befriedigt vom Freisein und satt.

In: Birgit Herkula: Das fröhliche Ende einstürzender Burgen, Kurzprosa mit Zeichnungen von Iris Hartmann, Verlag Blaue Äpfel, Magdeburg 1994.


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