„Am liebsten Reporter“ – Heinz Glade (1922-1996)
Anlässlich des 100. Geburtstages des Journalisten und Reiseschriftstellers Heinz Glade am 17.11.2022 zeigt das Literaturhaus einen Einblick in den Nachlass des gebürtigen Magdeburgers, der vor allem für seine Werke zur Geschichte Magdeburgs, Reisereportagen für das Umland und seinem Pitaval „Karriere eines Staatsanwaltes“ bekannt ist.
„Er sieht heute so aus wie der Käptn Bidebux in einer Kinderzeitung aus jenen Jahren, besonders wenn er Pfeife raucht.“ So der Schriftstellerkollege Wolf D. Brennecke, der nur zwei Monate älter gewesen ist, in seinem Artikel zum 60. Geburtstag von Heinz Glade. Dessen Markenzeichen war die Pfeife. Doch nicht nur das machte den Berichterstatter und seit 1957 freischaffenden Schriftsteller aus, der gern auch der „Landschaftsmaler unter den Reportern“ genannt wird. Laut Brennecke zeichneten ihn vor allem Fleiß und ein fotografisch exaktes Gedächtnis des Reporters aus. Schon früh habe Glade Zeitungsreporter werden wollen, als „Chronist“ wurde er vor allem den Magdeburgern bekannt. Häufig zog es ihn in den Norden an die Küste und dennoch blieb er – mit den Worten Brenneckes formuliert – einer, der „stets mit einem Fuß in Magdeburg kleben geblieben“ ist.
In über sechzig Werken, wie Reportagen aus Gegenwart und Geschichte, zu Magdeburg und dem Umland (u.a. Magdeburger Memoiren, Reiseskizzen aus dem Harz), zu Technik und Kulturleben (u.a. Am Anfang stand der Abakus, Das Rätsel der blauen Scalare) sowie Städteporträts (Rostock – Stadt am Meer, Schweriner Skizzen), biografische Skizzen (Telemann, Otto von Guericke) sowie in schriftlich festgehaltenen Begegnungen unterschiedlicher Art (Begegnungen in Breitenfeld; Guten Tag Herr Doktor) verdeutlicht Heinz Glade sein Credo für eine Reportage: Information plus Bildung plus Unterhaltung. Dabei seien subjektives Erleben und objektive Dokumentation laut Glade unverzichtbare Komponenten. Seiner Akribie war es auch zuzuschreiben, dass, nachdem er 1966 in den Schriftstellerverband des Bezirks Magdeburg aufgenommen worden ist, er dort als Revisor tätig war.
Die kleine Ausstellung ermöglicht unter anderem einen Einblick in das Aufnahmeprozedere in den Schriftstellerverband, zeigt Glade im Chor seiner Kolleg:innen; aber vor allem die Vielzahl der Werke, die zum Aufschlagen und Stöbern einladen, um den Jubilar (näher) kennenzulernen. Verschiedene Betätigungsfelder und Arbeitsbereiche eines Schriftstellers neben dem Schreiben in dieser Zeit werden anschaulich. Darunter werden inhaltliche Schwerpunkte seines Schaffens mit der Präsentation seiner Werke und Schriften in der – wie Glade es nannte – „Recherchier- und Kugelschreiberphase“ gezeigt.
Zugleich gibt es die Möglichkeit im Rahmen der „Spurensuche“ Ausstellungen zu Robert Seitz, Erich Weinert und Oskar Schönberg zu besichtigen oder aber auch Archivarbeit „in Aktion“ zu erleben, anhand des Nachlasses von Otto Bernhard Wendler, dem frühen Mentor von Brigitte Reimann.
Die Ausstellung ist ab dem 17. November im Literaturhaus Magdeburg zu besichtigen: Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg.
Eintritt: 3,00 € / 1,50 € ermäßigt
Foto Heinz Glade © Archiv Literaturhaus Magdeburg