Auf Spurensuche… Otto Bernhard Wendler

Auf Spurensuche im Literaturhaus-Archiv

Das Literaturhaus Magdeburg verfügt über zahlreiche Nachlässe und Bestände von Autor*innen aus Magdeburg und Umgebung, die nun zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.

DIE BRAUNS – „phantastisch ir-real“.

„Die Brauns“ – so wurden beide genannt, weil sie stets gemeinsam publizierten – suchten als Schriftsteller nach Ausdrucksmöglichkeiten, die es ihnen gestatten würden, laut Günter Braun: „die volle Wahrheit zu bringen“. Diese Möglichkeit sahen sie im Gegensatz zur realistischen Literatur in den Mitteln der Phantastik. In den 70er Jahren haben sich Johanna und Günter Braun daher vermehrt dem Genre der wissenschaftlich-phantastischen Literatur zugewandt. Sie wurden zu prominenten Vertretern der sogenannten DDR-Science-Fiction.

In einer erweiterten Werkausstellung werden beide im Kontext ihres Schaffens vorgestellt und unter anderem ihr Verhältnis zu Magdeburg oder zum Schriftstellerverband schlaglichtartig beleuchtet. Ein Schwerpunkt der Projektausstellung bilden Analysen ihrer phantastischen und utopischen Romane, mit denen sich die Germanistikstudentin Neele Wiezer von der Otto-von-Guericke-Universität im Rahmen ihres Praktikums befasste.

Begleitend dazu wird die Ausstellung „Science-Fiction in der DDR“ gezeigt, die auf Initiative des 1985 in Ost-Berlin gegründeten Science-Fiction-Clubs Andymon von Fan-Clubs aus den neuen Bundesländern erarbeitet worden ist. Die sechs Tafeln umfassende Schau vertieft den Blick auf das Genre in der DDR und widmet sich der enthusiastischen Leserschaft, die sich seit den 1970er Jahren – zumeist unter dem Dach des Kulturbundes – in Science-Fiction-Fandoms organisierte.

Die Kunst ist auch heute noch die wirksamste Propagandistin revolutionärer Ideen.“ – Ein Blick auf das Leben von Otto Bernhard Wendler (1895-1958).

Blickt man auf das Leben des Schriftstellers Otto Bernhard Wendler, der von vielen einfach nur OBW genannt wurde, wird der Eindruck eines bewegten, umtriebigen Daseins gewonnen – charakterisiert durch die markanten gesellschaftshistorischen Umbrüche der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde Wendler hauptsächlich durch seine Romane, Jugend- und Filmdrehbücher, regional aber auch durch seine Puppenspiele für Kinder und Theaterstücke. Später lebte er in Burg bei Magdeburg und wurde – seit 1952 Vorsitzender des Schriftstellerverbandes im Bezirk Magdeburg – vom schriftstellerischen Nachwuchs, wie zum Beispiel von Wolfgang Schreyer, Martin Selber oder Brigitte Reimann, verehrt und als Mentor geschätzt.

Erst Anfang 2021 ist der umfangreiche Nachlass von Otto Bernhard Wendler in einem Berliner Keller aufgetaucht. Zahlreiche Dokumente aus dem Nachlass beleuchten Wendlers persönliches Leben und geben Einblicke in die Bedingungen des schriftstellerischen Schaffens, seinen Möglichkeiten und Grenzen in politisch brisanten Zeiten und Phasen des Umbruchs. Es ist der Aufmerksamkeit von Familie Schubert, den Nachfahren Wendlers, wie auch Dr. Jan Kostkas zu verdanken, dass der Nachlass in absehbarer Zeit einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden kann.

Die Ausstellung zeigt einen Einblick in Leben und Werk des Schriftstellers anhand des Materials, das im Literaturhaus vor dem Fund des Nachlasses aufbewahrt worden ist. Sie macht den Besucher zunächst mit dem Schriftstellerleben Wendlers vertraut, indem sie sein vielseitiges Schaffen aufzeigt und dieses in seinen verschiedenen Facetten, etwa als Lehrer, Kulturpolitiker, Puppenspieler, Jugendbuch- und Drehbuchautor sowie Vorsitzenden im Schriftstellerverband ausleuchtet.